10.10.2023

Was ist übersetzungsgerechtes Schreiben?

Texte klar und verständlich zu verfassen, ist grundsätzlich sinnvoll. Fast noch sinnvoller ist es, wenn diese Texte zu übersetzen sind. Denn: Je verständlicher der Ausgangstext, desto verständlicher auch das Übersetzungsergebnis – und desto einfacher, schneller und günstiger der gesamte Prozess. Übersetzungsgerechtes Schreiben trägt wesentlich dazu bei. Wir erläutern die wesentlichen Aspekte, zeigen, worauf zu achten ist und verraten, weshalb auch Anwender:innen der Ausgangstexte davon profitieren.

Wie ist übersetzungsgerechtes Schreiben definiert?

Beim übersetzungsgerechten Schreiben wird eine spätere Übersetzung schon bei der Erstellung des Ausgangsdokuments berücksichtigt, um mögliche Übersetzungsprobleme und unnötige Rückfragen und somit Zusatzaufwände und -kosten zu vermeiden.

Der Begriff des übersetzungsgerechten Schreibens wird üblicherweise bei technischen Dokumentationen verwendet – einem Bereich, in dem klar verständliche und fehlerfreie Inhalte jederzeit erfolgskritisch sind. Entsprechende Bestrebungen, in dieser Anforderungslage optimale Grundlagen zu schaffen, führten im Juli 2022 auch zur Veröffentlichung der neuen Norm DIN 8579 „Übersetzungsgerechtes Schreiben – Texterstellung und Textbewertung“.

Welche Vorteile bringt übersetzungsgerechtes Schreiben?

Texte, die zu übersetzen sind, sollten grundsätzlich klar und verständlich geschrieben sein. Input (Ausgangstext/-material) und Output (Übersetzungsergebnis) hängen unmittelbar zusammen. Unabhängig davon, ob eine Humanübersetzung oder eine maschinelle Übersetzung vorgesehen ist, gilt: Je besser das Ausgangsmaterial ist, desto reibungsloser und effektiver der Prozess und desto besser das Ergebnis.

Hilfreich ist, schon beim Erstellen von Dokumenten in puncto Textverständlichkeit und Qualität zu berücksichtigen, dass diese später übersetzt werden sollen. Dies birgt nicht nur für Übersetzer:innen, sondern auch für die Auftraggeber:innen wesentliche Vorteile:

  • einfacher und schneller erstellte Übersetzungen
  • minimale Abstimmungs- und Korrekturaufwände
  • dadurch reduzierte Kosten

„Gut formatierte und strukturierte Quelldokumente vermeiden unnötige Nachfragen und Nachbesserungen und reduzieren die Produktions- und Bearbeitungszeit.“

Wie verhält sich übersetzungsgerechtes Schreiben beim Einsatz von Übersetzungstechnologie?

Übersetzungsgerechte Schreiben ist gerade im Hinblick auf den heutzutage standardmäßigen Einsatz von Übersetzungstechnologie essenziell. So werden entsprechende Texte zum Beispiel optimal für die Anwendung von Translation-Memory-Systemen vorbereitet. Denn sind ausgangssprachliche Inhalte nicht sauber formatiert, führen die Standard-Segmentierungsregeln der Übersetzungstools schnell zu unsauberen TMs mit Übersetzungseinheiten, die für eine erneute Verwendung in Folgeprojekten unbrauchbar sind. Auch maschinelle Übersetzungstools stoßen bei problematischer Formatierung – z. B. bei harten Umbrüchen, die einen Satz in zwei Segmente teilen – schnell an ihre Grenzen und der Aufwand beim Posteditieren steigt unverhältnismäßig. Bei der Übersetzung verwendete Termbanken sind wiederum auf konsistente und korrekte Verwendung von Terminologie im Ausgangstext angewiesen, damit die passende zielsprachliche Benennung angezeigt wird.

Was ist beim übersetzungsgerechten Schreiben zu beachten?

Um Unklarheiten und Missverständnisse beim Übersetzen und daraus resultierende Zeitverluste, Zusatzaufwände oder Zusatzkosten zu vermeiden, sollten beim Verfassen von Inhalten die Übersetzung sowie die Funktionsweisen von Übersetzungstechnologie bedacht und mögliche Rückfragen vorweggenommen werden.

Grundlegende Anforderung des übersetzungsgerechten Schreibens ist es, einige wesentliche Grundregeln in den folgenden Bereichen zu beachten:
  • Formatierung
  • Terminologie
  • Grammatik, Syntax & Stil
  • Darstellung von Inhalten
Formatierung

Besonders im Hinblick auf das Arbeiten mit Translation-Memory-Systemen ist eine korrekte Formatierung unerlässlich. Falsch gesetzte Zeilenumbrüche oder unübliche Abkürzungen können zu falscher Segmentbildung führen. Kleinigkeiten wie überflüssige Leerzeichen, Tabulatoren, manuelle Silbentrennung oder nicht korrekt in den Satz eingebettete Symbole führen schnell zu einem unreinen TM und somit zu Wertverlusten der Matches im Hinblick auf Folgeprojekte. Mehrsprachige Ausgangstexte sollten vermieden, Verweise auf andere Seiten/Kapitel nicht händisch gesetzt werden. Einige Sprachen sind nach dem Übersetzen kürzer, andere länger. Dies sollte bereits beim Layout ganzer Seiten, aber auch von Tabellen oder Textboxen berücksichtigt werden, um spätere aufwändige Nacharbeiten zu vermeiden.

Terminologie

Wichtig ist eine klare und konsistente Terminologie. Dabei hilft es, eindeutige Benennungen im Vorfeld festzulegen und Glossare zu verwenden, sofern sie bereits vorhanden sind. Damit diese Terminologie von der Übersetzungstechnologie auch erkannt und die festgelegten zielsprachlichen Benennungen angezeigt werden, gilt es, unabhängig vom jeweiligen Sachgebiet, beim Schreiben auf Mehrdeutigkeiten, Synonyme, Kurzformen oder etwa orthografische Varianten zu verzichten.

Grammatik, Syntax & Stil

Auf der sprachlichen Ebene des übersetzungsgerechten Schreibens lautet die Devise: Konzentration auf das Wesentliche. Klare, konsistente und präzise Formulierungen sowie korrekte Informationen stehen dabei im Vordergrund. Dazu gehören das Bilden vollständiger, nicht zu langer und komplexer Sätze, das Vermeiden von zu langen Komposita, regionalen Wortvarianten oder Füllwörtern, das Vereindeutigen von Bezügen und Benennungen, aber auch eindeutige Leseransprache, Stil sowie der Umgang mit gendergerechter Sprache.

Darstellung von Inhalten

Beim Erstellen ausgangssprachlicher Inhalte sollten landes- und kulturspezifische Elemente, Beispiele oder Verweise vermieden werden. Inhalte werden zudem nicht immer nur durch Text abgebildet, auch z. B. Bilder oder Symbole sollten betrachtet werden, da sie in anderen Ländern ganz andere Bedeutungen haben können oder aus anderen Gründen lokalisiert werden müssen.

Fazit: Übersetzungsgerechte Inhalte sind vor allem Formsache

Saubere Formatierungen, logische und eindeutige Strukturen sowie konsistent und präzise formulierte Inhalte sind die Grundfesten des übersetzungsgerechten Schreibens. Je strukturierter die Vorbereitungen, die ausgangssprachlichen Inhalte und Aufbereitung der Dateien sind, desto besser werden auch die Übersetzungen. Ohne aufwändige Nacharbeiten. Insbesondere, wenn wenig Zeit zur Verfügung steht und in viele Sprachen übersetzt werden soll.

Davon profitieren wiederum auch die Ausgangstexte: Da übersetzungsgerechte Texte im Idealfall keine Mehrdeutigkeiten, unklaren Bezüge, inkonsistente Terminologie und andere sprachliche oder formale Stolperfallen enthalten, sind sie letztlich auch für Anwender:innen optimiert, die die Originalversion lesen.

Möchten Sie übersetzungsgerechtes Schreiben anwenden und die zahlreichen Vorteile nutzen? Dann sprechen Sie mit uns. Unsere Sprach- und Übersetzungsexpert:innen stehen Ihnen gerne zur Verfügung.

8 gute Gründe für oneword.

Erfahren Sie mehr über unsere Kompetenzen und was uns von klassischen Übersetzungsagenturen unterscheidet.

Wir liefern Ihnen 8 gute Gründe und noch viele weitere Argumente, warum eine Zusammenarbeit mit uns erfolgreich ist.

Angebot anfordern

    Ich bin damit einverstanden, dass mich die oneword GmbH kontaktiert und meine angegebenen Daten speichert.