20.03.2024
Aktualisierte Norm ISO 11669: Planung und Beauftragung von Übersetzungsprojekten
Im März ist die aktualisierte Norm ISO 11669 „Translation Projects — General Guidance“ erschienen. Sie unterstützt Auftraggeber:innen dabei, Anforderungen für Übersetzungsprojekte zu spezifizieren und wurde um aktuelle und wichtige Themen wie maschinelle Übersetzung und Übersetzungsrisiken ergänzt. Wir haben uns das Update angesehen und ordnen ein, weshalb und wie es unterschiedliche Kontexte berücksichtigt und Anforderungen erfüllt.
Texte müssen Anforderungen erfüllen. Anleitungen für die Inbetriebnahme einer Anlage etwa haben einen anderen Zweck, ein anderes Risikolevel und entsprechend andere Anforderungen an den Inhalt als ein Marketingflyer oder Softwareoberflächentexte. Diese unterschiedlichen Anforderungen bestimmen im Wesentlichen, worauf bei der Übersetzung zu achten ist, um Qualität – im Sinne der Erfüllung aller Anforderungen – zu liefern.
Noch wichtiger: Anforderungen haben direkten Einfluss auf den Übersetzungsprozess selbst. Sie bestimmen, welche Schritte erfolgen müssen oder welche Technologie eingesetzt wird. Es ist also unerlässlich, dass Kund:innen ihre Anforderungen identifizieren, um auf deren Basis Übersetzungsprojekte sinnvoll zu beauftragen. Übersetzungsdienstleister stehen dabei beratend zur Seite, auch für sie ist die Norm also hilfreich. Und wer noch auf der Suche nach einem passenden Dienstleister ist, findet auch hierfür in der Norm Hilfestellung. Das macht die Norm ISO 11669 für viele Beteiligte zu einem nützlichen Werkzeugkasten voller hilfreicher Tipps und Checklisten.
Die Norm ISO 11669 gibt es bereits seit 2012, in Deutschland fand sie bisher allerdings wenig Beachtung. Im Jahr 2020 begann die Überarbeitung durch das ISO-Gremium für Übersetzungsdienstleistungen unter der Projektleitung von Angelika Vaasa (Europäische Kommission) und Ingemar Strandvik (Europäisches Parlament). Auch unsere Fachleitung Qualitätsmanagement, Eva-Maria Tillmann, trug als eine der Vertreter:innen des DIN dazu bei. Die Inhalte der Norm wurden stark angepasst und aktualisiert, neue und wichtige Themen wie maschinelle Übersetzung und Übersetzungsrisiken wurden ergänzt. Wer also bereits die alte Fassung hat, kommt nicht umhin, die aktualisierte Version zu kaufen. Wer noch keine der beiden hat, sollte sich spätestens jetzt dafür interessieren!
Die deutsche Fassung befindet sich derzeit in der Übersetzung durch DIN. Wir werden informieren, wenn sie öffentlich kommentiert werden kann. Die finale deutsche Fassung wird voraussichtlich 2025 erscheinen.
Eine neue Planungshilfe für Qualität
Qualität braucht immer einen verständlichen Maßstab und kann, unabhängig von Thema und Kontext, nur im Zusammenhang mit gestellten Anforderungen betrachtet werden. Denn Qualität ist immer dann erreicht, wenn alle Anforderungen an ein Produkt oder eine Dienstleistung erfüllt sind.
Die Normen ISO 17100 für humane Übersetzungen, ISO 18587 für das Posteditieren maschineller Übersetzung und nicht zuletzt auch die ISO 9001 verpflichten Übersetzungsdienstleister daher, Kundenanforderungen zu identifizieren und zu dokumentieren und Prozesse hin zum Übersetzungsprodukt sowie die Qualitätssicherungsmaßnahmen und -kontrollen so zu gestalten, dass idealerweise alle Anforderungen bei Lieferung an die Kund:innen erfüllt sind.
Systematische Herangehensweise
Übersetzungen müssen also als ein Produkt betrachtet werden, das Anforderungen erfüllen muss. Wie eingangs erwähnt, gelten je nach Auftraggeber:in, Abteilung, Textsorte oder Produkt unterschiedliche Anforderungen an Übersetzungen. Um also Qualität liefern zu können, müssen die Anforderungen dem Übersetzungsdienstleister bekannt sein. Ist dies nicht der Fall, kann nur nach bestem Wissen und Gewissen übersetzt werden.
Auftraggeber:innen müssen also ihre Anforderungen an Übersetzungsprojekte spezifizieren, damit die passenden Übersetzungspartner:innen mit entsprechenden Qualifikationen eingesetzt werden können und der Dienstleister alle notwendigen Infos zur Erbringung der Übersetzungsdienstleistung erhält.
Planung und Beauftragung von Übersetzungen
Die aktualisierte Norm ISO 11669 enthält viel nützliches Wissen über einzelne Schritte im Übersetzungsprojekt, Übersetzungsdienstleistungsarten, Qualitätssicherung, Projektkommunikation oder alles Wichtige rund um die Nutzung nicht-posteditierter maschineller Übersetzung. Hauptsächlich ermöglicht sie aber Leser:innen, strukturierte Spezifikationen für die eigenen Übersetzungsprojekte zu entwickeln. Angefangen mit der Analyse der Grundanforderungen (Textsorte, Zweck, Sprachen) über Risikobewertung (im Hinblick auf Übersetzungsfehler und deren Auswirkungen) bis zur konkreten Festlegung von Spezifikationen anhand zahlreicher Parameter, dient die Norm als Leitfaden zur Definition von Anforderungen. Darüber hinaus bietet sie in zahlreichen Anhängen Checklisten und Fragen, die bei der Auswahl eines Übersetzungsdienstleisters, bei der Angebotsanfrage oder bei der Frage helfen sollen, ob Terminologiearbeit sinnvoll wäre.
Damit ist die Norm ISO 11669 ein wichtiges Handwerkszeug für alle, die Ihre Anforderungen an Übersetzungen und Übersetzungsprojekte identifizieren, definieren oder auf den Prüfstand stellen möchten.
Möchten Sie mehr über die Identifikation von Übersetzungsprojektspezifikationen und Übersetzungsrisiken, über Übersetzungsqualität oder die aktualisierte Norm erfahren? Dann nehmen Sie unter e.tillmann@oneword.de gern Kontakt mit unserer Fachleitung Qualitätsmanagement auf.
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