15.09.2023

Benennungen bewerten: Eindeutige Terminologie für eine effektive Unternehmenskommunikation

Unternehmenskommunikation muss in jeder Sprache eindeutig sein, um effektiv zu funktionieren und Missverständnisse zu vermeiden. Wichtig dafür sind eine konsistente Terminologie und ein fundiertes Terminologiemanagement. Aus mehreren Möglichkeiten die passenden Benennungen zu bewerten und festzulegen, trägt entscheidend dazu bei. Deshalb schauen wir einmal genauer hin, was dabei zu beachten ist.

Wie heißt es denn nun richtig?

Terminologie ist ein bedeutender Wissensträger und zentraler Faktor für die Corporate Communication von Unternehmen. Sie ist aber auch ein spürbarer Zeitfresser, wenn sich die Benennungen für ein und dasselbe Produkt, einen Vorgang oder eine Leistung über mehrere Unternehmensbereiche und Sprachen ungewollt vermehren. Denn egal ob bei einer Extraktion, bei der Pflege von Bestandsdaten oder bei Begriffen, die neu in eine Datenbank aufgenommen werden sollen (und zu denen im Unternehmen schon mehrere Benennungen kursieren) – immer wieder kommen für einen Begriff mehrere Benennungen vor. Synonymie ist aus unserer Sprache einfach nicht wegzudenken.

„Terminologiemanagement bedeutet, die korrekte Benennung im Fach- und Unternehmenswortschatz zu finden.“

Um eine professionelle und zielorientierte Kommunikation mit Kolleg:innen und Kund:innen zu gewährleisten, gilt es deshalb, den Fachwortschatz samt unternehmensspezifischer Benennungen und Wendungen effizient zu managen. Dies beugt nicht nur Missverständnissen, sondern auch unnötigen Recherchen und zusätzlichen Übersetzungsaufwänden und -kosten vor.

Benennungsbewertung als Teil des Terminologiemanagements

Beim Terminologiemanagement wird der Fachwortschatz systematisch und zumeist programmgestützt erfasst, strukturiert und definiert. In diesem Zusammenhang wird auch geprüft, ob Synonyme vorliegen, also ob für ein und denselben Begriff verschiedene Benennungen verwendet werden. Ziel des Terminologiemanagements ist immer, eine sogenannte Eineindeutigkeit herzustellen: Ein Begriff wird durch eine Benennung repräsentiert, eine Benennung steht nur für einen Begriff. Dies ist von der Realität aber oft weit entfernt.

Wenn also Synonyme vorliegen, muss festgelegt werden, welche der vorhandenen Benennungen jeweils am besten geeignet ist und verwendet werden soll. Das Ziel dabei ist die konsistente Verwendung von eindeutigen Benennungen im Sinne einer effektiven und verständlichen Kommunikation. Es gilt daher immer, eine Vorzugsbenennung pro Begriff festzulegen.

Kriterien der Benennungsbewertung

Um festzulegen, welche Benennung den Vorzug vor allen anderen bekommt, können zwölf Kriterien angesetzt werden, die der Deutsche Terminologie-Tag e. V. (DTT) in seinen Best Practices erarbeitet hat und empfiehlt. Wichtig dabei ist, dass nie alle Kriterien gleichzeitig erfüllt werden können. Jedes Unternehmen sollte die ihm wichtigen Kriterien priorisieren.

Sprachliche Korrektheit
Die Einhaltung grammatischer und orthografischer Regeln ist elementar. Ebenso die Vermeidung unlogischer Benennungen durch falsche Bezüge. Beispiel: Ein Adjektiv spezifiziert immer das Grundwort. Bei der Benennung „mechanischer Teilekatalog“ würde es sich sprachlich um einen mechanischen Katalog handeln; die korrekte Benennung ist „Katalog mechanischer Teile“.

Rechts- und Normenkonformität
Bei diesem Kriterium sind rechtlich oder normbedingt festgelegte Benennungen einzuhalten – auch wenn sie teilweise ungebräuchlich sind und die Normung nicht unbedingt dem Sprachgebrauch entspricht und nicht immer gängigen Regeln folgt. Beispiel: „Schraubendreher“ ist die genormte Benennung, „Schraubenzieher“ ist weiterhin geläufiger. In diesem Zusammenhang ist auch zu prüfen, ob Benennungen eventuell markenrechtlich geschützt sind.

Motiviertheit und Transparenz
Die innere Wortform von Benennungen – ihre morphologische oder semantische Motiviertheit – und ihre wichtigen Begriffsmerkmale müssen an der „Oberfläche“ ablesbar sein, damit sie grundsätzlich, ohne weitere Informationen verständlich sind. Beispiel: Bei einem „Blasinstrument“ oder einem „Streichinstrument“ ist die Funktionsweise direkt ablesbar. Auch die Benennung „Steckdose“ sagt etwas über Form und Anwendung aus. „Schuko-Steckdose“ wiederum lässt keinen Rückschluss auf die Anwendung zu und ist den meisten Leser:innen daher nicht geläufig.

Zielgruppengerechtheit
Hier zählt die Geläufigkeit und Verständlichkeit für die jeweilige Zielgruppe. Beispiel: Während für medizinisches Fachpersonal die Diagnose „Hypertonie“ gängig ist, ist für Patient:innen die Benennung „Bluthochdruck“ verständlicher.

Ableitbarkeit
Die Erweiterung des Fachwortschatzes durch Ableitung muss möglich sein. Beispiel: Bei der Entscheidung zwischen „Upload“ und dem „Hochladen“ von Daten oder Dokumenten ermöglicht „Hochladen“ auch Verbformen, Partizip etc. Ableitungen wie „upgeloadet“ sind nicht nur sprachlich umständlich, ihre korrekte Ableitung ist auch sprachlich unklar („upgeloadet“ vs. „geuploadet“).

Kürze
Verständliche Kurzformen gewährleisten die Sprech- und Merkfähigkeit. Sprachliche Ökonomie, also das Verhalten, Dinge so kurz wie nur möglich auszudrücken, ist allgegenwärtig. Voraussetzung ist, dass die möglichst knappe Benennung die gleiche Genauigkeit hat wie die Langform. So hat sich beispielsweise überall „Akku“ für „Akkumulator“ durchgesetzt.

Gebräuchlichkeit
Wiedererkennung und Verständlichkeit sind entscheidende Faktoren für eine Benennung. Wenn Benennungen nicht gebräuchlich sind, entstehen schnell Synonyme im Sprachgebrauch, da nach einem gängigeren Wort gesucht wird. Ein Beispiel ist auch der oben schon genannte „Schraubenzieher“, der einfach deutlich geläufiger ist als die von der Norm vorgegebene Benennung „Schraubendreher“. Damit zeigt sich erneut, dass nie alle Kriterien gleichzeitig erfüllt werden können. Wenn Gebräuchlichkeit ein priorisiertes Kriterium ist und es nicht explizit um Rechts- oder Normenkonformität geht, sollte bei der Wahl zwischen Benennungen also nach Möglichkeit die gängigere bevorzugt werden. Neue Benennungen müssen sich unauffällig und lernbar in den Sprachgebrauch einfügen. Gebräuchlichkeit muss allerdings immer im Zusammenspiel mit der Zielgruppe und dem Fachgebiet betrachtet werden.

Einheitlichkeit
Wichtig für eine konsistente Terminologie ist die Verwendung verwandter Benennungen aus spezifischen Begriffssystemen. Beispiel: Wenn es bereits mehrere Benennungen mit „Laptop“ gibt („Laptop-Halterung“, „Laptop-Tasche“), sollten weitere Benennungen nicht „Notebook“ beinhalten („Laptop-Station“ statt „Notebook-Station“).

Sprechbarkeit
Sprechbare Benennungen verbessern die Merkfähigkeit und Akzeptanz. Was kompliziert auszusprechen ist, lässt sich schwerer merken und birgt immer auch die Gefahr, dass sich Synonyme bilden. Dabei kann die Nutzung von Fugenelementen die Sprechfähigkeit erleichtern. Beispiel: „Wegventil“ wäre durchaus korrekt, doch „Wegeventil“ ist leichter sprechbar; gleiches gilt für „Wegesrand“ statt „Wegrand“.
Die Sprechbarkeit ist auch bei Entlehnungen, also bei der Übernahme sprachlicher Bestandteile aus einer anderen Sprache, wichtig. Hier gilt es besonders, die phonetische Gebräuchlichkeit zu beachten, damit sich eine Benennung durchsetzen kann.

Muttersprache
Benennungen aus der eigenen Muttersprache erleichtern das Verständnis und die Verwendung. Gleichwertige muttersprachliche Synonyme sollten deshalb den Vorzug haben. Das oben genannte Beispiel für „hochladen“ vs. „uploaden“ kann auch für dieses Kriterium verwendet werden.

Internationalität
In der länderübergreifenden Kommunikation tragen international verwendete Wortteile zu einem einfacheren gemeinsamen Verständnis bei. „Computer“ ist beispielsweise durch die internationale Verwendung verständlicher als „Rechner“. Hilfreich sind auch Begriffe oder Wortteile aus dem Griechischen oder Lateinischen. „Transparenz“ wird zumindest als Wortteil ähnlich in vielen Sprachen verwendet und ist damit verständlicher als „Durchsichtigkeit“. Mehr noch als bei allen anderen Kriterien wird hier allerdings auch deutlich, dass nicht alle Kriterien gleichzeitig erfüllt sein können, da sich Internationalität und das Kriterium der Muttersprache meist ausschließen.

Neutralität
Benennungen ohne wertende Nebenbedeutungen helfen, Missverständnisse zu vermeiden. Sie sollten gendersensibel und nicht diskriminierend sein. „Lehrkraft“ ist beispielsweise genderneutral im Vergleich zu „Lehrer“ und „Lehrerin“. Ein „Fehler im Anwenderprogramm“ legt den Fokus auf die Software, wohingegen ein „Anwenderfehler“ quasi mit dem Finger auf die beteiligte Person zeigt.

Fazit: Kontext und Prioritäten entscheiden, was eine gute Benennung ist

Bei der Entscheidung für die jeweils passenden Benennungen können, wie erwähnt, nicht immer alle genannten Bewertungskriterien erfüllt werden. Wichtig ist deshalb auch, aus eigener Erfahrung und im eigenen Kontext zu priorisieren, welche Kriterien im Unternehmen oder in der Organisation wichtig sind.

Hilfreich ist in diesem Zusammenhang, dass die Bewertung auf Basis der bisherigen Terminologie erfolgt: Wie wurden Benennungen bisher gebildet? Gibt es bereits Kriterien, die vorrangig beachtet und erfüllt werden? Was lässt sich davon ableiten?

Entsprechende Regeln und Priorisierungen der Kriterien sollten in einem Leitfaden festgehalten werden, um die Entscheidungen nachvollziehbar, transparent und vor allem reproduzierbar zu machen.

Möchten Sie Ihre Unternehmenskommunikation in jeder Sprache eindeutig und effektiv gestalten? Dann sprechen Sie mit uns. Unsere Expert:innen für Terminologie, Terminologiemanagement und Benennungen stehen gern zur Verfügung.

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