22.04.2025

Terminologie und KI – Rückblick auf das DTT-Symposion 2025

Alle zwei Jahre lädt der Deutsche Terminologie-Tag e. V. (DTT) zu einem zweieinhalbtägigen Symposion, um Entwicklungen, Forschung und Trends aus dem Terminologiebereich zu beleuchten. Die Wahl des Veranstaltungsortes fiel dieses Jahr erstmalig auf Worms, wo die Terminologie-Community vom 27. bis 29. März unter dem Tagungsmotto „Terminologie in der KI – KI in der Terminologie“ zusammenkam. Als DTT-Mitglied nimmt oneword seit vielen Jahren am Symposion teil. Dieses Jahr war unsere Fachleitung für Terminologiemanagement und MTPE, Jasmin Nesbigall, zum zweiten Mal als Rednerin eingeladen, um den Teilnehmer:innen das Thema Glossarerstellung für MT und KI näher zu bringen. Wir geben einen Rückblick auf ein gelungenes Symposion mit vielen spannenden Impulsen und dem „human at the core“.

Einstimmung auf die Infokalypse

Eingeläutet wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Ziad Mahayni, Professor für Angewandte Ethik an der Hochschule Karlsruhe, der in seiner Keynote die Frage beantwortete, wie Künstliche Intelligenz unser Informationsökosystem beeinflusst. Kern des Vortrags waren die Aussage, dass Desinformation eine Infokalypse herbeiführen kann und die Überlegung, wie sich eine Gesellschaft verändert, wenn jede medial vermittelte Information potenziell falsch sein könnte. Im Vortrag gezeigte offensichtliche DeepFakes – wie ein muskelbepackter Olaf Scholz in Bodybuilder-Pose – ernteten viele Lacher im Publikum, die jedoch in Erstaunen umschlugen, als das Beispiel einer Videokonferenz genannt wurde, in der vier von fünf Personen Bild- und Stimmklone waren, ohne dass dies der einzig realen Person auffiel. Der Referent kommentierte dies treffend mit „Ich sehe jetzt in viele betretene Gesichter. Aber in meinem Briefing zur Keynote stand auch nicht, dass ich gute Laune verbreiten müsste.“

Gelungene Mischung der Fachvorträge

Es folgten zahlreiche Fachvorträge von Industrieunternehmen, Dienstleistern und Toolherstellern sowie Universitäten zu einer Bandbreite an Themen rund um KI und Terminologie. Dabei wurde das Zusammenspiel dieser Schwerpunkte in unterschiedlichen Kontexten betrachtet, zum Beispiel im Wissens- und Qualitätsmanagement, in der maschinellen Übersetzung, aber auch in der Ausbildung und Lehre.

Die Vortragenden des Unternehmens Busch Vacuum Solutions zeigten beispielsweise, wie KI bei der Zusammenführung von Terminologiebeständen aus fusionierten Unternehmen eingesetzt wurde. Dabei wurden Tausende Einträge und Benennungen miteinander abgeglichen und ihre Verwendung definiert. Denn eine besondere Stärke von LLMs – in diesem Fall einer unternehmenseigenen Lösung – liegt in der Analyse, dem Vergleich und dem Zusammenführen von Sprachdaten. Somit können auch riesige Datenbestände innerhalb kurzer Zeit bearbeitet und die Ergebnisse so aufbereitet werden, dass anschließend eine menschliche Nachprüfung sehr gezielt und effizient erfolgen kann.

Nach dem Mittagessen holte unsere Fachleitung für Terminologiemanagement und MTPE, Jasmin Nesbigall, die Teilnehmer:innen aus dem allgemeinen Mittagstief: Mit einer passenden Analogie zum Essen zeigte sie, welche Zutaten und Ausstattung für ein Glossar benötigt werden, was bei der „Zubereitung“ beachtet werden muss und warum die Redewendung „viel hilft viel“ weder in der Küche noch bei Glossarerstellung gilt. Mit vielen Beispielen und konkreten Lösungsansätzen machte sie in ihrem praxisnahen Vortrag das Thema Glossarerstellung für MT und KI für alle Anwesenden greifbar.

Jasmin Nesbigall beim Vortrag zur Glossarerstellung (Quelle: DTT e. V.)

Terminologisches Speed-Dating

Eine Präsenzveranstaltung lebt ja nicht nur von der Fachlichkeit allein, sondern auch von der Vernetzung und dem zwischenmenschlichen Austausch. In den Pausen wurde die sonnige Dachterrasse des Tagungszentrums mit Blick auf den Wormser Dom genutzt, wo sich schnell Gespräche ergaben und immer neue Gruppen fanden. Am Nachmittag lockerte dann ein Speed-Dating das Programm auf, bei dem in drei Runden unterschiedliche „Pärchen“ zusammenkamen, um sich innerhalb von 12 Minuten besser kennenzulernen.

Den Abschluss des ersten Tages bildete fast schon traditionell der Improvisationsmusiker Dad’s Phonkey, der dank seines dritten Symposion-Auftritts mittlerweile schon als Star der Terminologie-Szene gilt. Auch wenn Rufe nach Liedern der letzten beiden Symposien laut wurden, liegt es in der Natur der Improvisationsmusik, dass keine Stücke reproduziert werden können. Dafür begeisterte er auch dieses Mal mit unterschiedlichen Stilrichtungen und mit komplett zusammenhanglosem Blindtext seiner Lieder, den er allerdings auf Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Arabisch vortragen konnte.

Nach diesem lockeren Ausklang des offiziellen Programms folgte die Abendveranstaltung, bei der in einem Restaurant mit Blick auf den Rhein und die Nibelungenbrücke die Kontakte des Tages gefestigt, Eindrücke und Ideen ausgetauscht und das Wiedersehen der Community gefeiert werden konnte.

DTT-Förderpreise

Eine weitere Tradition ist die Eröffnung des zweiten Konferenztages durch die oder den DTT-Förderpreisträger:in. Der DTT-Förderpreis wird für wichtige Beiträge zur Terminologiewissenschaft oder Terminologiearbeit an Einzelpersonen, Einrichtungen oder Unternehmen verliehen und ging dieses Jahr erstmalig an zwei Preisträgerinnen. Muriel Böhmicke wurde für ihre Masterarbeit zur Untersuchung der Integration der Medizinterminologiedatenbank SNOMED CT in LLMs geehrt. Sie konnte dabei einerseits zeigen, dass große Large Language Models wie GPT qualitativ besser performen als kleinere wie ALMA. Andererseits zeigten ihre Beispiele, dass der Output von LLMs auch bei identischer Eingabe von Fall zu Fall variiert. Der zweite Förderpreis ging an Vivien Krämer und ihr Team bei Roche Diagnostics, die über 13 Jahre das Terminologiemanagement des Unternehmens entwickelt und den Bereich von einer Ein-Personen-Stelle zu einem Team mit 13 Personen und vielfältigen Aufgaben rund um das Sprachenmanagement ausgebaut haben.

DTT-Symposion 2025; Blick von der Dachterrasse des Tagungszentrums auf DTT-Flaggen und den Wormser Dom

Blick von der Dachterrasse des Wormser Tagungszentrums (Quelle: DTT e. V.)

Fazit: Wichtige Impulse und bereichernder Austausch

Es ist definitiv eine Herausforderung, für eine Veranstaltung mit einer einjährigen Vorlaufzeit ein Thema zu wählen, das in der Zwischenzeit nicht an Aktualität einbüßt. Da KI nach wie vor in aller Munde ist, ist dies beim diesjährigen Symposion gut gelungen. Während die Keynote noch das überwältigende Gefühl verstärkte, dass KI alles rasend schnell und teils radikal ändern kann, zeigten die darauffolgenden Vorträge praktische Einsatzszenarien, gaben Zukunftsausblicke und Impulse und hoben den hohen Stellenwert der Terminologie hervor. Denn gerade für KI und LLMs sind Terminologie und saubere Daten wichtiger denn je. Insgesamt herrschten eine durchweg positive Stimmung, viel gegenseitiges Interesse und die Einstellung, dass der vielzitierte „human in the loop“-Ansatz einem „human-at-the-core“-Ansatz weichen sollte. Und genau dieses Gefühl nehmen auch wir mit aus diesem Symposion: Es war nicht nur fachlich bereichernd, sondern auch menschlich so schön, dass wir uns schon auf die Fortsetzung 2027 freuen.

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