06.05.2022

Softwarelokalisierung

Vorteil Lokalisierungstools: Wenn Übersetzung spezielles Wissen und präzise Werkzeuge braucht

Die Lokalisierung von Softwareprodukten ist ein komplexer Prozess mit individuellen Spezifika und Anforderungen. Er erfordert hochspezialisiertes Wissen und entsprechende Vorgehensweisen. Lokalisierungstools können dabei wesentlich unterstützen, indem sie Workflows erleichtern, Aufwände reduzieren und die Präzision steigern. Wir zeigen die Möglichkeiten und Toolvarianten.

Was ist nochmal Softwarelokalisierung?

Aus der detaillierten Version: Softwarelokalisierung bezeichnet die Übertragung und Anpassung von Softwareprodukten an die lokalen sprachlichen und kulturellen Gegebenheiten in einem bestimmten Absatz- oder Nutzungsgebiet. Die Übersetzung ist in diesem Kontext eine Teilaktivität. Lokalisierungsprojekte umfassen zudem Aufgabenbereiche wie das Projektmanagement, das Software-Engineering, das Testen und das Desktop-Publishing. Dies zu realisieren, erfordert hochspezialisiertes Wissen und entsprechende Vorgehensweisen

Warum Lokalisierungstools?

Bei der Übersetzung und Lokalisierung von Softwareprodukten ist es elementar, den zugrunde liegenden Code zu schützen, um ein funktionales Produkt zu erstellen. Da sich wesentliche Bestandteile wiederholen bzw. in der Weiterentwicklung erhalten bleiben und nicht neu übersetzt werden müssen, empfiehlt sich die Verwendung technischer Tools, die dabei unterstützen und zu einem Höchstmaß an Präzision beitragen.

Während man allerdings eine Vielzahl von Dateiformaten optimal mithilfe der gängigen Translation-Memory-Systeme übersetzen kann, stößt man bei der Übersetzung und Lokalisierung von Softwareprodukten an Grenzen.
Für diese besonderen Anwendungsfälle gibt es spezielle Lokalisierungstools: Programme, die den Benutzer bei der Softwarelokalisierung unterstützen. Grundlegende Schritte sind dabei das Extrahieren der Texte aus einer Software (Quelldatei), das Bearbeiten der Texte durch den:die Übersetzer:in und das Erzeugen einer lokalisierten Version (Zieldatei). Wenn eine neue Version der Quelldatei entwickelt wurde, erkennt das Lokalisierungstool die neu hinzugekommenen Texte, so dass nur noch diese zu übersetzen sind.

Beispiele für Tools sind Passolo von RWS, Alchemy Catalyst und auch Online-Plattformen wie Phrase oder Lokalise.

Welche Vorteile bieten Lokalisierungstools?

Die aufgeführten Lokalisierungstools bieten in der Regel ähnliche Funktionen wie normale Translation-Memory-Systeme, gehen dabei allerdings noch weiter. Eine der wichtigsten Erweiterungen ist der WYSIWYG-Editor mit Echtzeitansicht und -änderungsmöglichkeit der Softwareoberflächen. Übersetzer:innen sind damit in der Lage, ihre Übersetzungen direkt im Kontext zu sehen – „WYSIWYG“ steht für „what you see is what you get“ – und anpassen zu können, falls ein String zu lang sein sollte oder im Kontext eine andere Übersetzung passender wäre.

Häufig lassen sich auch bestehende Translation-Memory-Systeme und Terminologiedatenbanken einbinden, so dass die Übersetzer:innen auf bereits gespeicherte Daten zurückgreifen können. Ebenso kann auch maschinelle Übersetzung eingebunden werden.

Auch bei der Qualitätskontrolle gibt es einige Unterschiede, da hier vermehrt Wert auf die Prüfung von softwarespezifischen Problemen wie Längenprüfung, Tags/Platzhalter oder Überlappungen gelegt wird. Je nach Tool bleiben dafür allerdings andere Prüfkriterien wie Terminologie, Rechtschreibung, Interpunktion etc. auf der Strecke.

Darüber hinaus gibt es weitere Vorteile, die sich ebenfalls je nach Tool anders gewichten bzw. voneinander unterscheiden. So ermöglichen manche Tools für Übersetzer:innen sichtbare Kommentare aus der Software. (Anwendungsbeispiel: Bei Markierung des Begriffs „Benutzer“ und dem hinzugefügten Kommentar „Singular“ weiß der:die Übersetzer:in, dass Benutzer im Singular übersetzt werden muss.) Andere Tools wiederum erlauben die einfache Verwaltung der Lokalisierungsprojekte auch im Hinblick auf agile Entwicklung und kurze Update-Zyklen. In unterschiedlicher Ausprägung bieten zudem alle Lokalisierungstools eine Vielzahl an unterstützten Dateiformaten und Schnittstellen oder Integrationen.

Fazit: Nicht jedes Tool für jeden Zweck

Die Variabilität zeigt: Es gibt nicht das eine richtige oder beste Lokalisierungstool – und nicht jedes Tool eignet sich für jedes spezifische Bedürfnis.

In vielen Fällen bieten sich auch Mischformen an, um eine spezifische Kombination von Anforderungen zu erfüllen und vor allem die optimale Qualität der Übersetzungen zu gewährleisten.
So kann sich etwa die Verwaltung der Projekte auf Kundenseite als vorteilhaft erweisen, weil sie eine einfache Synchronisierung mit Aktualisierungen und übersetzungsfähige Exporte zulässt, wo bei normalen Workflows und TMS eher ein Freeze der Entwicklung nötig wäre.
Eventuell ist auf Kundenseite auch bereits ein solches Lokalisierungstool vorhanden, das genutzt und in den individuellen Workflow integriert werden kann.

In anderer Konstellation bietet sich je nach Tool auch die Übersetzung in einem „normalen“ Translation-Memory-System an, weil auf diese Weise ein einfacher Zugriff auf vorhandene Ressourcen (Translation Memory, Terminologie) möglich ist und die Prüfung der Übersetzung besser funktioniert.

Eine weitere Möglichkeit wäre, lediglich die Prüfung in ein externes Tool wie Xbench oder Verifika auszulagern, wobei es auch Lokalisierungstools gibt, die eine Anbindung bzw. Integration solcher externer Tools erlaubt.

Letztlich kommt es darauf an, die individuellen Prioritäten und spezifischen Anforderungen zu kennen und alles optimal daran auszurichten. Deshalb empfiehlt es sich, vor Beginn eines Lokalisierungsprojekts und der Einbindung entsprechender Tools die Voraussetzungen zu prüfen und mit dem Sprachdienstleister des Vertrauens einen maßgeschneiderten Workflow aufzusetzen, der sich in der Praxis bewährt und vorab gründlich zu testen.

Entwickeln und vertreiben Sie mehrsprachige Softwareprodukte? Dann sprechen Sie mit uns. Unsere Lokalisierungsexpert:innen beraten Sie gern zu Maßnahmen, Möglichkeiten und optimalen Workflows inklusive Verwendung von Lokalisierungstools.

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