28.03.2022
Übersetzungsqualität prüfen, bewerten und sichern: Der Weg zum perfekten Ergebnis
Perfekte Übersetzungsqualität zu bieten, ist für uns als Sprachdienstleister elementar. Doch wie lässt sie sich überhaupt messen? Dies lässt sich nicht pauschal beantworten, erläutert Nicole Sixdorf, unsere Expertin für Übersetzungsmanagement. Deshalb führt sie hier einmal aus, welche individuellen Faktoren und Anforderungen den Weg zum qualitativ und inhaltlich perfekten Ergebnis bestimmen und was die Sicherung der Übersetzungsqualität mit gewissenhafter Prüfung, Bewertung und Evaluierung zu tun hat.
Wie definiert sich Übersetzungsqualität?
Übersetzungen sind für international tätige Unternehmen nicht nur der Schlüssel, um auf wichtigen Exportmärkten Fuß zu fassen und ihre Kund:innen zu erreichen, sie erfüllen gerade im Bereich der technischen Dokumentation auch wichtige rechtliche und sicherheitsrelevante Aspekte.
So ist eine hohe Qualität der Übersetzung eine geradezu zwingende Grundvoraussetzung – denn die Folgekosten und Auswirkungen schlechter Qualität sind weitreichend und können von Imageschäden über Vertrauensverlust bei Kund:innen, administrative Kosten, Gewinneinbrüche und Garantieverluste sogar bis zum Risiko für Leib und Leben reichen.
Doch die Frage, was eine hohe Übersetzungsqualität überhaupt ausmacht, lässt sich weder einfach noch pauschal beantworten, denn Qualitätsansprüche sind individuell geprägt. Was gute Qualität für das eine Unternehmen ausmacht, ist für das nächste bereits ungenügend.
Grund dafür sind die unterschiedlichen Anforderungen – sprachlich, rechtlich oder formell –, denen Unternehmen je nach Branche und Grad der Reglementierung ausgesetzt sind. Genau hier finden sich allerdings die Maßstäbe für Qualität, die den Weg für Kund:innen und Sprachdienstleister ebnen, um diesen Ansprüchen dauerhaft gerecht zu werden.
Startpunkt: Anforderungen kennen und Qualität definieren
Eine hohe Übersetzungsqualität lässt sich nur erreichen, wenn alle Beteiligten das gleiche Verständnis davon haben, welche Anforderungen erfüllt werden müssen, und wenn somit auf ein gemeinsames Qualitätsziel hingearbeitet werden kann. Dafür gilt es, die spezifischen Anforderungen an eine Übersetzung zu erfassen, die unterschiedlich geprägt sein können:
- branchenbedingt, z. B. gesetzliche Vorgaben, Richtlinien
- textbedingt, z. B. gewisse Textsortenkonventionen
- individuell nach Kundenbedürfnis, z. B. unternehmensspezifisches Vokabular, Zielgruppe
Wichtig ist, auf dieser Basis von Anfang an ein gemeinsames Verständnis dieser Anforderungen zu bekommen. Die enge Zusammenarbeit und kontinuierliche Abstimmung zwischen Auftraggeber:in und Sprachdienstleister ist ab dem ersten Schritt unerlässlich für eine wirkungsvolle Qualitätssicherung bzw. eine langfristig zufriedenstellende Qualität. Die gemeinsam fixierten Anforderungen sind maßgebenden Kriterien dafür.
Übersetzungen müssen also bestimmte vorgegebene Eigenschaften aufweisen, um den individuellen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden. Dies kann bei sprachlicher, inhaltlicher und fachlicher Korrektheit beginnen und über das angemessene Sprachregister, gewünschte Abweichungen vom Ausgangstext bis hin zur zielgruppenspezifischen Lokalisierung und Aspekten wie Format und Textlängen reichen. Abweichungen von diesen Eigenschaften, etwa in Form von Sinnfehlern, falscher Rechtschreibung, stilistischer Probleme oder unpassender Terminologie sind dann klar erkennbare Qualitätsmängel.
Diese Sichtweise konzentriert sich auf Qualität auf der Produktebene bzw. auf die Übersetzung als solche. Wichtig zu berücksichtigen ist jedoch, dass dies nur ein Weg ist, Qualität zu betrachten, denn die Qualität einer Übersetzung wird ebenso maßgeblich vom Übersetzungsprozess und von den Übersetzungsproduzent:innen beeinflusst. Liefertreue, Reaktionszeiten, Rückfragen, Qualifikation der Übersetzer:innen usw. — auch in diesen Punkten lässt sich die Qualität einer Übersetzung definieren, prüfen, evaluieren und optimieren.
Eine solch umfassende Betrachtung empfiehlt sich bereits zu Beginn einer Zusammenarbeit, um die Rahmenbedingungen und Workflows optimal auszuloten.
Grundlegend ist in allen Fällen, dass es konkrete Vereinbarungen zwischen Auftraggeber:in und Sprachdienstleister gibt, welche die jeweiligen Anforderungen klar festlegen und beschreiben: Styleguides, Glossare, Referenzmaterialen oder sonstige Spezifika gewährleisten, dass auf einer gemeinsamen Basis mit demselben Vokabular und denselben Regeln gearbeitet werden kann, die subjektive Werturteile durch objektive und messbare Kriterien ersetzen.
Den Weg nicht aus den Augen verlieren: Übersetzungen prüfen
Qualität entscheidet sich schon vor dem ersten Tastenanschlag der Übersetzung. Die erste Prüffrage für Auftraggeber:innen und Sprachdienstleister sollte daher immer sein, ob den Übersetzer:innen alle notwendigen Informationen zur Erfüllung der Anforderungen zur Verfügung stehen – und ob alle dafür notwendigen Kompetenzen vorhanden sind. Was natürlich voraussetzt, dass diese Anforderungen auch verständlich vorhanden und allen Beteiligten bekannt sind.
Um Abweichungen zu vermeiden bzw. sie während einer Prüfung festzustellen, bedarf es zunächst grundlegender Standards, von denen abgewichen werden kann, also z. B. Vorgaben aus Styleguides oder Firmenterminologie. Ein gut funktionierendes Rückfragenmanagement, klar formulierte Auftragsmails und dergleichen sind dabei ebenfalls von Bedeutung.
Die Prüfung einer Übersetzung kann an zahlreichen Stellen erfolgen. Je nach Anforderungs- bzw. Bewertungskriterien sind dabei unterschiedliche Prüfungsverfahren sinnvoll und notwendig. So lässt sich etwa die Nutzerfreundlichkeit einer übersetzten Bedienungsanleitung nur sehr bedingt durch eine Revision prüfen und erfordert in der Regel einen Nutzertest. Diese Nutzertests können wiederum keine Aussagen darüber treffen, ob kundenspezifische Formate oder rechtliche Vorgaben eingehalten wurden, da es auch nicht ihr Ziel ist. Um wirklich aussagekräftig zu sein, müssen solche Tests auch vonseiten der Auftraggeber:innen durchgeführt werden.
Wichtig ist in jedem Fall, dass klar ist, welche Anforderungen für welches Qualitätsziel gelten. Dabei bedeuten mehrere Prüfschleifen nicht automatisch eine höhere Qualität, sondern können sich im Gegenteil durch Reibungsverluste aus Über- oder Unterkorrektur sogar negativ auf das Gesamtergebnis auswirken.
Auch hier gilt der allgemein bekannte Grundsatz: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Neben der Revision und dem Nutzertest gibt es z. B. die fachliche Prüfung, das Korrekturlesen bzw. Druckfahnenlektorat sowie die Zweit- und Drittrevision, die jeweils ganz unterschiedliche Schwerpunkte setzen.
Prüfungen werden in der Regel durch menschliche Prüfer:innen vorgenommen, können heute jedoch ebenso automatisiert erfolgen. Diverse Tools, die entweder bereits in gängige CAT-Tools integriert sind oder integriert werden können, prüfen bestimmte vordefinierte Kriterien ab und decken potenzielle Fehler auf, beispielsweise bei der Terminologie, Interpunktion, Textlänge, Tags oder Konsistenz. Stil, Genauigkeit oder auch der Sinn lassen sich bislang hingegen nicht automatisiert prüfen. Auch müssen die Ergebnisse aufgrund einer oft sehr hohen Zahl an false positives stets kritisch gegengeprüft werden. Die Aussagekraft automatischer Prüfungen ist daher grundsätzlich begrenzt.
Fernab von Subjektivität: Übersetzungen evaluieren
Dienen Prüfungen prinzipiell der Fehlererkennung, so ist das Ziel jeder Evaluierung, diese Fehler zu bewerten und zu kontextualisieren. In der Praxis haben sich dafür gewisse Evaluierungsmodelle bzw. -metriken durchgesetzt, die den Prozess objektivieren wollen.
Bekannte Modelle sind die SAE J2450, das LISA QA Modell oder das DQF von TAUS. Die Grundannahme ist dabei denkbar einfach: Keine oder wenige Fehler in den festgelegten Fehlerkategorien bescheinigen eine gute Qualität. Hierzu werden bestimmte pass/fail-Schwellwerte festgelegt – eine Art Grenzlinie –, die ein Qualitätsmindestmaß definieren, das die Übersetzung erfüllen oder überschreiten muss.
Generell sollten Evaluierungsprozesse wie Prüfprozesse stets auf die individuellen Anforderungen eingestellt und feinjustiert werden, um eine Aussage darüber treffen zu können, ob die jeweilige Übersetzung das Qualitätsziel erreicht. Hierbei kann z. B. ein übergeordnetes Betrachtungskriterium auch die Unterscheidung nach Textsorte oder Prüfziel sein – Stichwort Nutzerfreundlichkeit –, für die unterschiedliche Fehlerkategorien bzw. -typen relevant werden. Nur wenige vordefinierte Metriken erlauben allerdings ein solches Maß an Individualisierung, können jedoch Grundbausteine für die Erstellung eines eigenen Bewertungsschemas geben. Neuere Modelle wie das DQF oder MQM folgen bereits einem solchen Baukastenprinzip.
Die Fehlerbetrachtung auf Grundlage von Metriken und Fehlerkategorisierung läuft prinzipiell auf Satzebene ab und unterteilt die Übersetzung auf diese Weise in separat zu bewertende Einheiten. Dies kann dazu führen, dass eine nach Metrik mit pass bzw. „gut“ bewertete Übersetzung trotzdem nicht den Ansprüchen einer bestimmten Zielgruppe gerecht wird. Und dass die Wertung von Fehlern auf die ganze Übersetzung betrachtet in einem Missverhältnis steht, da sie durch den Gesamteindruck relativiert wird. Ein weiterer Punkt ist zudem die Länge des evaluierten Textes, wenn etwa aus wirtschaftlichen Gründen nicht die gesamte Übersetzung bewertet werden kann und es letztlich nur einen Bewertungsquerschnitt gibt. Ferner kennen die meisten Metriken nur eine negative Perspektive – den Mangel – und vernachlässigen positive Aspekte, wie etwa lobenswerte Lösungen durch die Übersetzer:innen.
Weitergehen: Evaluationsdaten auswerten und nutzen
Mit der Evaluation lässt sich grundlegend feststellen, ob eine Übersetzung einen gewissen Schwellwert erreicht und somit das gesetzte Qualitätslevel über- oder unterschreitet. Es empfiehlt sich allerdings immer, über diesen Wert hinauszusehen und alle gewonnenen Daten in die Qualitätsbetrachtung einzubeziehen, um die Zeit- und Kostenaufwände für den Evaluationsprozess voll auszuschöpfen.
Wo treten welche Fehler auf? Welche Fehler treten am häufigsten auf? Bei wem oder wann treten sie auf? Ist die Bewertung tatsächlich objektiv? Sind die Bewertungskriterien sinnvoll? Diese und ähnliche sind Fragen, auf die die Evaluationswerte Antworten geben. Daraus lassen sich wiederum sinnvolle Maßnahmen ableiten, um Qualitätsprozesse zu optimieren und das Qualitätslevel insgesamt zu heben.
Möglich ist dies beispielsweise durch eine übersetzungsgerechte Gestaltung der Ausgangstexte, relevantes oder klares Referenzmaterial, die Erstellung von Terminologiedatenbanken, neue Anweisungen, überarbeitete Styleguides, die Einführung kontrollierter Sprache, Trainings für Übersetzer:innen oder angepasste Einstellungen in CAT- und Qualitätssicherungstools.
Eine Art Fazit: Am Ende beginnt der Weg aufs Neue
Ein perfektes Ergebnis in hoher Übersetzungsqualität ist keineswegs selbstverständlich. Der Weg dorthin lässt sich jedoch durch eine gute Vorbereitung und den vorausschauenden Blick auf veränderte Bedingungen, klar definierte Ziele und strukturierte Prozesse – die dennoch kritisch zu hinterfragen sind – gut meistern. Immer wieder aufs Neue. Denn jede Übersetzung hat ihre eigenen Anforderungen, das wissen Sie ja jetzt.
Wünschen Sie für Ihre Übersetzungen perfekte Ergebnisse in höchster Qualität? Dann sprechen Sie mit unseren Fachexpert:innen über Ihre spezifischen Anforderungen und Ziele. Wir stehen dafür gern zur Verfügung.
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