10.11.2020
Warum Machine Translation das Post-Editing braucht
Maschinelle Übersetzungen, bei denen man ausschließlich auf die Künstliche Intelligenz statt auf professionelle Posteditoren setzt, können wirklich in die Hose gehen. Das zeigen zahlreiche, meist unbeabsichtigt unterhaltsame Praxisbeispiele. Brandaktuell sogar das eines E-Commerce-Giganten, dem so etwas nicht passieren sollte. Doch der Reihe nach.
Wir haben es doch gesagt!
Ja, es stimmt… Maschinelle Übersetzung (Machine Translation, MT) ermöglicht mittlerweile, Texte in vielen Sprachen schnell und preiswert zu erstellen. Und für den schnellen Informationsgewinn oder kurze interne News reichen MT-Systeme wie DeepL oder Google Translate sogar im Business aus. Für die offizielle Unternehmenskommunikation allerdings nicht! Keiner dieser praktischen Alltagshelfer schafft es bis dato, Fachtexte, technische Dokumentationen oder Produktbeschreibungen fehlerfrei und konsistent zu übersetzen. Es fehlt an Fachterminologie, Branchenwissen und -kontext. Deshalb gilt: Künstliche Intelligenz braucht menschliches Know-how.
Fehler mit Ansage
Greifen Unternehmen dennoch auf MT-Systeme zurück, um Geld und Zeit zu sparen, können die Übersetzungsergebnisse manchmal unterhaltsam sein, im schlimmeren Fall sind sie peinlich und falsch. So können einem auch 2020 noch aus dem Englischen übersetzte Bedienungsanleitungen begegnen, die dazu auffordern „den Machtschlüssel zu pressen“, wo man eigentlich den Power-Knopf drücken soll. Oder man liest in einer technischen Dokumentation von „patriotischen Sprühgeräten“, obwohl mit „Patriot Sprayers“ Hochleistungs-Feldsprühgeräte aus der Landwirtschaft gemeint sind.
Bei einem „anti-jack knife feature“ handelt es sich auch nicht um eine „Anti-Klau-Messerfunktion“, wie die Maschine vorschlägt, sondern um eine Streckbremsfunktion zwischen einem Zugfahrzeug und einem Anhänger. Diese kann im Straßenverkehr lebenswichtig sein. Und wenn es heißt „the airline must remain connected“, dann ist entscheidend zu wissen, dass keine Fluggesellschaft gemeint sein kann, sondern die Luftleitung angeschlossen bleiben muss. Dies nicht zu beachten und als korrekt übersetzt auszuweisen, kann wahrlich über Leben und Tod entscheiden.
Im Englischen erschließt sich derlei vielleicht noch einfach. Auch, dass mit „right lighting“ und „left lighting“ die rechte und linke statt einer „richtigen“ und einer „verlassenen“ Beleuchtung gemeint sind. Selbst bei Digitalthemen und den Möglichkeiten des Cloud Computings ist die Maschine nicht fehlerfrei, aber geradezu poetisch: Aus „cloud native“ wird schon mal „wolkenbeheimatet“ statt „Cloud-basiert“. Einen solchen Übersetzungs-Fauxpas zu korrigieren, trauen sich viele sicherlich noch selbst zu.
Auf Französisch wird das allerdings für die meisten bereits schwierig – obwohl dort schon ein fehlender Akzent im Ausgangstext reicht, um einen Juristen zu beleidigen: Der feine Unterschied zwischen „Arrêté“ („Verordnung“) und „arrête“ („hör auf!“) führte dazu, dass in einem Rechtstext anstatt der gemeinten Verordnung der Affront „Machen Sie sich nicht lächerlich!“ stand.
Alter Schwede!
Spätestens aber, wenn die Sprachen „exotischer“ werden, entziehen sich Übersetzungen der laienhaften Nutzerkontrolle. Dass man dazu gar nicht allzu weit reisen muss, zeigt ganz aktuell Amazon. Der E-Commerce-Riese ist erst vor wenigen Tagen auch in Schweden mit einer eigenen schwedischsprachigen Website gestartet, die mit „erstaunlich unprofessionellen“ Übersetzungen für Aufmerksamkeit sorgte. Meist belachtes Beispiel war, dass statt des schwedischen Wortes für „Hahn“ der umgangssprachliche Begriff für das männliche Genital benutzt wurde.
Fazit: Darum braucht Machine Translation das Post-Editing
Man kann es gar nicht oft genug sagen: Künstliche Intelligenz braucht menschliches Know-how. Und Maschinelle Vorübersetzungen (!) dürfen in der offiziellen Unternehmenskommunikation nicht eins-zu-eins verwendet werden, sondern müssen von ausgebildeten Übersetzern (Posteditoren) geprüft, korrigiert und vereinheitlicht werden. Es braucht jemanden, der sich auskennt, der sowohl die Sprache als auch die Fachterminologie beherrscht und den wirtschaftlichen Vorteil von MT nicht aus den Augen verliert – die Lösung lautet Machine Translation + Post-Editing (MTPE).
Wie, wann und in welchem Umfang dieser Prozess bestmöglich funktioniert, erläutern wir Ihnen gern. Ebenso, dass eine mögliche MTPE-Zusammenarbeit immer mit einer Beratung durch MT-Fachexperten beginnen sollte, um Übersetzungsergebnisse zu erzielen, die funktionieren, statt wegen Schenkelklopfern in Erinnerung zu bleiben. Nehmen Sie einfach Kontakt mit uns auf.
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